Grußwort zum Weihnachtsfest

Grußwort zum Weihnachtsfest

Grußwort zum Weihnachtsfest

# Neuigkeiten

Grußwort zum Weihnachtsfest

Liebe Gemeinde,

wenn wir in diesen Tagen die Hagener Tageszeitung aufschlagen, erfahren wir, dass Gemeinden ihre Kirche verkaufen und auch Gemeindehäuser abgegeben werden.  

Auch in der Christus-Kirchengemeinde spüren wir Veränderungen. Eine eigene Pfarrerin, einen eigenen Pfarrer haben wir nicht mehr. Von den sechs ehrenamtlichen Plätzen im Presbyterium konnten bei der Wahl 2024 nur fünf besetzt werden, da es nicht mehr Bewerberinnen und Bewerber gab. Den Vorsitz musste ein ehrenamtliches Mitglied übernehmen. Auch bei uns stehen Kirche und Gemeindehaus zur Disposition. Lösungen sollen in Kooperation mit anderen Gemeinden gefunden werden. Das wird Auswirkungen auf das traditionelle Gemeindeleben haben, Wege werden länger werden.  

Es ist leicht, dabei traurig oder mutlos zu werden. Denn das, was uns lange selbstverständlich war – sonntags der vertraute Gottesdienst, das lebendige Gemeindeleben mit seinen Gruppen und Kreisen –, steht vielerorts auf wackligen Füßen. Vielleicht fragen Sie sich: Wird unsere Christuskirche in einigen Jahren noch da sein? Werden sie und unser Gemeindehaus noch Raum bieten für das, was uns im Glauben trägt? Und ich höre zunehmend: Mit der Kirche allgemein ist ja nichts mehr los. Es geht alles den Bach runter. Wird ja nichts mehr angeboten. Und auch: Was soll ich mich da noch engagieren.  

In dieser Situation hören wir an Weihnachten die alte Geschichte neu: „Fürchtet euch nicht! Denn siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren.“ So steht es bei Lukas im 2. Kapitel. Diese Worte sind an die Hirten auf dem Feld gerichtet. Gerade ihnen schenkt Gott seine Botschaft der Hoffnung und Zuversicht. Wenn wir auf die Hirten blicken, erkennen wir: Sie sind ein Vorbild für ehrenamtliches Engagement in unserer Gemeinde. Die Hirten waren wachsam und bereit, auf Gottes Ruf zu hören. Sie ließen sich inmitten ihrer Arbeit unterbrechen und machten sich gemeinsam auf den Weg, um nach dem Kind in der Krippe zu suchen. Sie erzählten weiter, was sie gesehen und gehört hatten, und wurden so selbst zur Botschaft der Hoffnung für andere. Sie übernahmen also die Öffentlichkeitsarbeit.  

Auch in unserer Gemeinde sind es oft Menschen, die im Hintergrund wirken und nicht im Rampenlicht stehen, die durch ihr Engagement, ihre Aufmerksamkeit und ihren Einsatz das Leben der Gemeinde tragen. Viele Aufgaben werden von Ehrenamtlichen übernommen: Sie schenken ihre Zeit, ihre Kraft und ihre Ideen, damit Gemeinschaft und Glauben erfahrbar werden. Beispiele für diese Arbeit finden Sie in diesem Gemeindebrief. Gerade in Zeiten, in denen es weniger hauptamtliche Mitarbeitende gibt, ist dieses Engagement ein Geschenk und ein starkes Zeichen der Verbundenheit – so wie bei den Hirten damals.  

Die Weihnachtsgeschichte erzählt von einer Welt, die ebenso unruhig, unübersichtlich und bedrängt war wie unsere. Auch damals suchten Menschen Halt und Orientierung – und Gott kam. Nicht laut, nicht sichtbar mit Macht, sondern klein, verletzlich, unscheinbar. In einem Stall.

Aber genau dort, in einer Krippe in einem Stall, im Alltäglichen und Unscheinbaren, geschieht das Wunder – das Licht kommt in die Dunkelheit.  

Vielleicht liegt in dieser Geschichte der Schlüssel für unsere Gegenwart. Kirche wird nicht dadurch lebendig, dass sie viele Gebäude besitzt. Sie wird lebendig, wo Menschen im Glauben verbunden bleiben, wo sie miteinander teilen, was ihnen wichtig ist, und füreinander da sind. Sie bleibt lebendig, wo Menschen sich einbringen, damit die Geschichte, die vor 2000 Jahren begann, weitergeht.  

Ich erlebe das besonders in der Weihnachtszeit. Jahr für Jahr füllt sich auch in diesen Zeiten unsere Kirche an Heiligabend. Man spürt, der Glaube ist da, die Sehnsucht ist da, die Menschen suchen Nähe, Gemeinschaft und Sinn. Auch wenn an den übrigen Sonntagen die Reihen in unserer Kirche häufig leer bleiben – an Weihnachten zeigt sich, dass die Botschaft Jesu nicht verloren geht. Sie findet ihren Weg zu den Herzen, wenn wir „Raum“ dafür schaffen.  

Von der Krippe können wir lernen: Es kommt nicht auf Größe oder Glanz an, sondern auf Offenheit und Hoffnung. Gott braucht kein großes Haus, um bei uns einzukehren, sondern offene Herzen. Aber ein „Stall“, wie unser Gemeindehaus, ist schon hilfreich für gelingendes Gemeindeleben.  

Vielleicht bedeutet Zukunft für die Kirche: Weniger Strukturen, aber mehr Gemeinschaft, mehr Freude am Glauben. Dass das auch außerhalb der Weihnachtszeit gelingen kann, zeigen beispielhaft unsere monatlichen Familiengottesdienste mit gemeinsamem Mittagessen und der „Gottesdienst mal anders“, den wir zusammen mit der katholischen Nachbargemeinde feiern. Auch die Kleiderkammer mit Klöncafé fällt mir da ein.  

Ich wünsche Ihnen, dass Sie in diesem Advent und an Weihnachten etwas von der Hoffnung spüren. Dass Sie bei allem, was sich wandelt, entdecken, was bleibt: Gottes Nähe, die uns trägt. Seine Liebe, die in jedem mitmenschlichen Wort aufleuchtet. Und seine Verheißung, dass das Licht in der Finsternis scheint – und die Finsternis es nicht auslöschen kann.

Im Namen des Presbyteriums wünsche ich Ihnen gesegnete Weihnachten, Mut zum Glauben und Zuversicht für das neue Jahr.

Ihr Knut - Michael Leimann

Vorsitzender des Presbyteriums

Dies könnte Sie auch interessieren